Welche Kompetenzen im Umgang mit Big Data momentan gefragt sind und welche Fähigkeiten in Zukunft gefragt sein werden, hat die Kurzstudie "Fachkräfte für Smart Data: Neun Thesen zum Bedarf heute und morgen" analysiert. Die Studie ist mit der Smart-Data-Begleitforschung gemeinsam mit dem Hasso-Plattner-Institut durchgeführt worden. Prof. Dr. Stefan Jähnichen, Leiter der Smart-Data-Begleitforschung vom FZI Forschungszentrum Informatik, sieht vor allem die Interdisziplinarität als ausschlaggebend an: "Unsere Untersuchung zeigt, dass sich die Anforderungen an die Fachkräfte von morgen angesichts des Bedeutungszuwachses datengetriebener Geschäftsmodelle drastisch verändern… sind bereits heute Logik und Abstraktionsfähigkeit im Umgang mit Big Data wichtiger als reines Technologiewissen. Das wird auch in Zukunft so sein. Ein Punkt ist aus meiner Sicht ganz zentral: Da die Wertschöpfung mit Hilfe von Big Data die gesamte Organisation betrifft und nicht die Grenzen der IT-Abteilung kennt, wird Interdisziplinarität immer wichtiger."
In der vierten These steht: "Smart-Data-Expertinnen und Experten müssen raus aus dem Silo: Smart Data entsteht durch die Zusammenführung von Fachwissen verschiedener Disziplinen und die Kollaboration mit anderen Expertinnen und Experten…
Im Gegensatz zu anderen technologischen Bereichen der Digitalisierung werden insbesondere für die erfolgreiche Nutzung von Smart-Data-Technologien nicht nur unmittelbare methodische Fachkompetenzen benötigt. Auch ein grundlegendes Verständnis von angrenzenden Themen und die Fähigkeit, mit anderen Unternehmensbereichen zusammenzuarbeiten, werden wichtiger – beispielsweise bei der Zusammenarbeit mit der Rechtsabteilung zur Klärung datenschutzrechtlicher Fragen.
Der besondere Anspruch an Smart Data im Vergleich zu Big Data besteht im Umgang mit den Daten. Big-Data-Experteninnen und -Experten können technisch mit Datensätzen umgehen. Um diese im betrieblichen Kontext zusammenzuführen und Informationen aus ihnen abzuleiten, benötigt man jedoch Smart-Data-Expertinnen und -Experten. Diese müssen über das „thematische Silo” ihres Unternehmens oder ihrer Organisation hinausdenken und eng mit anderen zusammenarbeiten.
Expertinnen und Experten wünschen sich aus diesem Grund die Förderung einer verstärkt interdisziplinären Ausbildung. So könnte beispielsweise für Softwareentwicklerinnen und -entwickler eine intensivere Ausbildung insbesondere in den Bereichen Betriebswirtschaftslehre und Mathematik sinnvoll sein, da für die Entwicklung von Smart-Data-Anwendungen ein Basisverständnis grundlegender Konzepte der Optimierung oder Statistik unabdingbar sind. Die befragten Expertinnen und Experten sprechen sich sogar für ein Zusatz-, Zweit- oder Nebenstudium fast jeden Inhalts zur Förderung alternativer Denkweisen und Kreativität aus."
Hintergrund:
Grundlage für die Studie war ein Expertenworkshop zum Thema "Fachkräfte für Smart Data", der im Juni 2016 im Rahmen der Arbeitskreissitzung Big Data des Bitkom stattfand, und eine Onlinebefragung, an der 43 ausgewählte Smart-Data-Expertinnen und -Experten teilnahmen. Befragt wurden Vertreterinnen und Vertreter von Unternehmen und Institutionen unterschiedlicher Größe, wobei knapp die Hälfte der Unternehmen weniger als 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Ein Drittel der Befragten ist in Unternehmen oder Organisationen aus dem Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien tätig und etwa jeder zehnte in den Bereichen Gesundheit, Metall/Maschinen- und Fahrzeugbau und der Finanz- und Versicherungswirtschaft.
PM 20-2016